Herr R. ist Mathematiker und ein Meister des Schachs. Er arbeitete 30 Jahre bei Zeiss in Jena. Er stanzte Logik in Lochstreifenpapier. Er sah dem Schrumpfwuchs der Röhren zu, die zu Transistoren und dann zu Microchips wurden. Zuletzt programmierte er an einer DDR-Version des amerikanischen IBM 8086. R. liebte seine Arbeit. Er war Einer der Besten. Nach der friedlichen Revolution kam es zum Kampf – gegen die ostdeutsche Arbeitswelt. Die Zeisswerke Oberkochen übernahmen Teile der Konkurenz aus Jena. Mehrere Entlassungswellen folgten.
R. ging nach Hause. Doch seine Arbeit war viel mehr für ihn als nur ein Broterwerb. Also programmierte er die Seelen seiner Maschinen weiter in Heimarbeit und sandte die Updates den verbliebenden Kollegen. Dann bekam er einen Anruf. Die Stimme am Telefon fragte, ob er nicht wüßte, dass die Maschinen schon bald verschrottet würden. Man benötige keine neuen Programme für sie.
Heute ist Herr R. ein fröhlicher Mann. Zuletzt schrieb er mit Freunden ein Lehrbuch des Schachs. Es ist das aktuelle Standardwerk der Verbände in der Schweiz.