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Eritrea

Gemeinsam mit meinem Freund D. unterrichtete ich im Oktober 2019 in Asmara eine Gruppe beim staatlichen Fernsehen von Eritrea in der Erstellung von Dokumentarfilmen.

Zur Vorbereitung dieses Auftrages las ich nächtelang durch das Internet, um möglichst viel über Eritrea in Erfahrung zu bringen. Ich erfuhr, dass man das Land das „Nordkorea Afrikas“ nannte, dass niemand dort frei sprechen könne, dass das Fotografieren dort nur mit staatlicher Erlaubnis möglich sei und dennoch das Risiko willkürlicher Verhaftung berge.

Als ich von allen schlimmen Dingen, die ich über das kleine Land las, versuchsweise nur die Hälfte für möglich hielt, stand ich immer noch vor einem ausreichenden moralischen Problem: Wie konnte ich es eigentlich vor mir rechtfertigen, in einer perfekten Diktatur dem staatlichen Fernsehen Hilfestellung bei seiner Arbeit zu geben? Das ging natürlich nur, wenn unsere Arbeit vor Ort ein Stück weit Sand ins Getriebe streuen würde, die Notwendigkeit von Kritik und Widerspruch beinhaltete und deswegen schrieben D. und ich ein Curriculum, das all das und mehr beinhaltete und ließen es dem Eritreischen Informationsministerium als Vorschlag zukommen.

Dann warteten wir gespannt ab.

Die Leute im Ministerium fanden unseren Ansatz gut und wir erhielten unsere Visa.

Das Land, das wir ein wenig kennenlernen durften, glich nur wenig seinen überwiegend negativen Beschreibungen im Netz. Die Leute waren freundlich. Die Stadt war friedlich. Beinahe mit jedem Menschen konnte man leicht auf Englisch ins Gespräch kommen. Im Sender gingen D. Und ich wie alte Bekannte ein uns aus. Es gab keine verschlossene Türen und auf jede Frage eine offenherzige Antwort.

Zusammen mit den Leuten von EriTV haben wir dann vier Dokumentarfilme gemacht. Drei von ihnen stützten sich maßgeblich auf die O-Töne der interviewten Personen und in zwei Filmen äußern die „gewöhnlichen“ Eritreer auf der Straße klare Kritik an Staat und Gesellschaft.