Mit diesem alten Herren ging ich durch Asmara (Eritrea) spazieren. Er brachte mir bei, die Stadt mit anderen Augen zu sehen. Mussolinis Faschisten haben sie einst bauen lassen mit den schönsten Wohnungen entlang der breiten Straßen für die italienischen Arbeiter und Angestellten und mit separaten wenig prächtigen Vierteln für die Eritreer. Er erklärte mir den Futurismus, den Rationalismus und den Historismus und dann gingen wir Tee trinken und er holte ein altes Foto aus seiner ledernen Tasche.
Es zeigt ihn als Student in den 60ziger Jahren des letzten Jahrhunderts, umringt von seinen Kommilitonen. „Der hier“, sagte er, „der war Jude“. „Und der hier war Jugoslawe und die hier waren aus Äthiopien und der blasse da, das war ein Holländer. Der da drüben war aus Ghana. Und das da unten – das bin ich und wir haben alle zusammen gelernt. Es war ganz egal, wo der Mensch herkam.“
„Mach ein Bild von mir und dem Bild“, sagte er. „Denn weißt du, es zeigt die Vergangenheit. Aber es sollte eigentlich die Zukunft zeigen, nicht wahr? So bleibt das Bild erhalten.“