Die jüngste Tochter des Köhlers lachte leise. Die Hütten der indigenen Bauern von Pinto sind so gebaut wie fast überall im Buschland der Monte. Sie haben Wände und Dächer aus Holz, Lehm und Stroh. Den Fußboden bildet die mit nackten Füßen beständig festgelaufene Erde. Mit ihr mischen sich die kleinen Gaben für Pacha Mama: Ein Bröckchen Brot oder ein kleiner Schluck Cidre, den man Mutter Erde schenkt, bevor man selbst zu essen und zu trinken beginnt.
Strom für Licht gibt es nicht. Eine kleine Solarzelle reicht gerade für das Funktelefon. Wasser für den Bauch und die Haut stammt aus dem Brunnen der naheliegenden Grundschule. Das Bad ist der Garten. Die Küche ist der überdachte Hinterausgang.
Es ist leicht für die Bulldozer der Landräuber diese Art der Hütten niederzureißen. Sie brechen unter den Schaufeln wie Papier. Man muss nur an den Hunden vorbei und an den Augen der Kinder. Aber bis Pinto haben es die Sojakonzerne noch nicht geschafft.
Wer nach Pinto kommt, sollte auf das Schild an der kleinen Kreuzung achten. Es steht zwischen dem Verschlag des Köhlers, der Grundschule und der Hütte von Carlos, dem Viehzüchter und Mitglied der Organisation des Mocase-Via Campesina.
Auf dem Schild steht: „Territorium der indigenen Gemeinschaft.“ Ein Sandsturm hatte das Schild kürzlich umgerissen. Aber Carlos hat es erneuert. Das war am 25. Dezember 2012.
In der Nacht davor haben wir mit der Familie seines Bruders Weihnachten gefeiert. Nicht weil es in Pinto ein wichtiges Fest wäre. Nur einfach weil es ein Fest ist. Es gab gesalzenes Rindfleisch, Tortillabrot und Bier. Eine kleine Gaslaterne erhellte den Festplatz vor der Hütte. Doch es war gar nicht dunkel. Über unseren Köpfen glimmten und funkelten Millionen von Sternen und um uns leuchteten die Glühwürmchen. Wir aßen langsam und redeten wenig. Die jüngste Tochter des Köhlers lachte leise.